Bikepark Thunersee: Flow, Airtime & Adrenalin an nur einem Tag erleben

Die Kicker der Jumpline katapultieren einen in die Luft. Während man fliegt, schaut man hinunter – direkt auf die Straße nach Goldiwil. Es ist verrückt: Der Goldiwheel-Trail mit seiner Jumpline verläuft unmittelbar neben der Asphaltpiste. Doch das ist praktisch, denn so lassen sich hier bequem zahlreiche Runden drehen.

Fotos: Markus Greber

Die Flying Metal Crew, die den Bikepark Thunersee gebaut hat, weiß eben, wie man Adrenalin-süchtige Mountainbiker glücklich macht. Doch hat der Bikepark Thunersee auch mehr zu bieten als nur Airtime?

Thun – Bilderbuchkulisse im Herzen der Schweiz

Ein paar Stunden zuvor stehen wir im historischen Stadtzentrum von Thun. Die Kulisse könnte aus einem Bilderbuch stammen: Traditionelle Fassaden im typischen schweizerischen Baustil, umrahmt von einer malerischen Bergwelt, prägen das Stadtbild. Thun verkörpert all das, was viele Deutsche sich unter der Schweiz vorstellen.

In der Ferne erkenne ich die schneebedeckten Gipfel von Eiger, Mönch und Jungfrau – die Wahrzeichen des Berner Oberlands. So hoch hinauf geht es heute aber nicht, denn Anfang April liegen die höheren Trails noch unter Schnee. Wir bleiben in tieferen Lagen und genießen die bereits schneefreien Mountainbike-Trails rund um den Thunersee.

Traumkulisse am Thunersee - die Ruhe des Wassers im Kontrast zur Rauheit der Berge

Bikepark Thunersee – kein klassischer Bikepark, sondern ein Trail-Netzwerk

Rund um Thun erstreckt sich ein weitverzweigtes Netzwerk an Trails rings um den Thunersee. Das Streckenangebot reicht von Steffisburg am Ostufer bis zur Beatenbucht am westlichen Ende des Sees. Präsentiert wird dieses Gebiet unter dem Namen Bikepark Thunersee. Doch dahinter steckt kein klassischer Bikepark mit Liftbetrieb. Gondeln oder Sessellifte sucht man hier vergebens. Nach oben tritt man vielmehr aus eigener Kraft – oder man nutzt den speziellen Shuttle-Bus für Biker. Die Schweiz nimmt ihr Mountainbike-Angebot eben ernst: Der Linienbus von Thun nach Goldiwil fährt mit einem Anhänger für die Bikes, um Biker bequem zum Trailstart zu bringen. Wir wollen aber schon bergauf auf unsere Kosten kommen und schnappen uns die eBikes.

Motivation 1.000 – beflügelt durch unsere eBikes geht’s nach oben

Rabenfluh-Trail – Flow zum Warmwerden

Bereits der Aufstieg wird dank E-MTB zum Erlebnis: Statt auf der Straße kurbeln wir auf einem eigens markierten Uphill-Trail durch den Wald nach oben. Dieser Pfad windet sich den Hang hinauf und spuckt uns oberhalb von Steffisburg am Start des Rabenfluh-Trails wieder aus.

Von dort stürzen wir uns in die erste Abfahrt. Kaum rollen wir an, spüre ich den Flow: Ich drücke das Bike von Kurve zu Kurve und fühle mich schnell wie eine Flipperkugel, die von einer Seite zu anderen schießt. Kleine und große Tables feuern uns in die Luft – man kann sie aber auch einfach überrollen, denn der Trail ist von oben bis unten komplett rollbar. So hat hier jeder seinen Spaß, egal ob Einsteiger oder Bikepark-Crack. Bald breitet sich ein breites Grinsen auf unseren Gesichtern aus. Was für ein Auftakt!

Zum Glück bin ich heute nicht allein unterwegs. Die Locals Flurina und Leo begleiten mich und kennen die Trails am Thunersee wie ihre Westentasche. Die beiden wissen genau, wie man die Strecken am besten miteinander verbindet. Dank ihrer Insider-Tipps verpassen wir keine Abzweigung und stehen kurz darauf bereit für den nächsten Höhepunkt.

Im Train durch die Murmelbahn – so macht der Group Ride Spaß

Goldiwheel-Trail – Airtime auf der Jumpline

Nach dem flowigen Warm-up wollen wir mehr. Wir rollen ein Stück den Hang entlang hinüber nach Goldiwil, wo der Start des Goldiwheel-Trails wartet. Zunächst windet sich dieser Flowtrail verspielt durch den Wald, mit Anliegern und kleinen Sprüngen. Doch etwa auf halber Strecke öffnet sich das Gelände – vor uns erstreckt sich eine mächtige Jumpline, die das Adrenalin in die Höhe schießen lässt. Die Tables werden nach hinten immer größer – am Ende wartet ein Monstersprung mit rund 11 Metern Länge. Was für ein Kick, so lange in der Luft zu stehen! Mitten im Flug blicke ich kurz nach unten: Nur ein paar Meter neben der Jumpline verläuft die Straße nach Goldiwil. Es fühlt sich verrückt an, über den Autos zu schweben, die unter mir vorbeiziehen.

Zum Glück wurden die Sprünge hier clever konzipiert. Die Line beginnt mit kleineren Tables um die 3–4 Meter, und man kann jedes Element auch einfach rollen, falls man doch nicht abheben will. So findet jeder den passenden Nervenkitzel. Dank der Motorpower unserer E-MTBs sind wir in wenigen Minuten wieder oben am Start. Wir können gar nicht genug bekommen und drehen mehrere Runden auf der Goldiwheel-Jumpline – Airtime satt für heute!

Airtime, Airtime, Airtime – auf dem Goldiwheel Trail lässt sich die Welt aus der Luft bestaunen

Heartbeat-Trail – Adrenalin-Kick auf ruppigem Downhill

Nachdem wir unser Bedürfnis nach Flow und Airtime gestillt haben, gelüstet es uns nun nach einer richtig kernigen Abfahrt. Also machen wir uns auf den Weg in die Beatenbucht, den südwestlichsten Zipfel des Bikepark Thunersee. Hier wartet der Heartbeat-Trail – eine Downhill-Strecke wie in den guten alten Zeiten des Sports.

An der Beatenbucht gönnen wir uns eine kurze Verschnaufpause am Seeufer. Idyllisch glitzert der Thunersee in der Mittagssonne, doch uns zieht es gleich wieder den Berg hinauf. Glücklicherweise gibt es hier doch eine Aufstiegshilfe: Die Niederhornbahn nimmt Bikes mit und bringt uns entspannt hinauf nach Beatenberg. Wenig später stehen wir auf rund 1.100 Metern Höhe am Start des Heartbeat-Trails. Jetzt geht es nochmal bergab – und wie!

Darf’s auch etwas steiler sein? Klar – der Heartbeat Trail treibt den Herzschlag in die Höhe

Kaum lasse ich die Bremse los, wird klar: Dieser Trail ist ein anderes Kaliber. Im losen Waldboden verbeißen sich die Stollen so gut, dass ich beherzt die Bremsen offen lassen. Wurzeln, Felsen und Stilstücke fordern volle Konzentration. In manchen Passagen schießt das Bike mit beachtlicher Geschwindigkeit über den Waldboden, nur um dann wieder in technische Abschnitte mit engen Kehren abzutauchen.

Der Heartbeat-Trail lässt meine Downhiller-Herz höher schlagen. Technische Passagen wechseln sich mit High-Speed-Strecken, Drops und Kickern ab – Abwechslung pur bis ins Tal. Dieser Trail wurde ganz klar für fortgeschrittene Biker gebaut. Meine Arme saugen die Schläge des Wurzelteppichs auf, die Oberschenkel brennen, doch das Adrenalin treibt mich weiter. Genau so hat sich Downhillfahren früher angefühlt – raw, wild und ehrlich. Unten angekommen wird mir auch klar, warum diese Strecke Heartbeat heißt: Mein Herzschlag pumpt bis zum Hals. Adrenalin pur!

Fazit: Vielfalt und Glücksgefühle am Thunersee

An nur einem Tag hat uns der Bikepark Thunersee alle Facetten des Mountainbikens geboten – von flowigen Kurven über fette Sprünge bis hin zu harter Downhill-Action. Diese Vielfalt an Strecken macht die Region so besonders.

Glücklich, erschöpft und voller Eindrücke lassen wir den Tag ausklingen. Wir gönnen uns einen wohlverdienten Burger in der Abendsonne, direkt am Ufer des Thunersees. Während die letzten Sonnenstrahlen über dem Wasser tanzen, sind wir uns einig: Besser kann ein Mountainbike-Tag in der Schweiz nicht enden.

Wer die Wahl hat, hat die Qual: Das Streckenangebot im Bikepark Thunersee ist üppig

Hier ein kurzer Überblick:

Flow: Der Rabenfluh-Trail bietet geschmeidigen Fahrfluss mit Anliegern, Wellen und überspringbaren Tables – ideal zum Warmwerden für jedes Fahrkönnen.


Airtime: Auf dem Goldiwheel-Trail wartet eine einzigartige Jumpline. Hier können erfahrene Biker massive Sprünge (bis 11 m) genießen, während alle Elemente auch von weniger Geübten einfach gerollt werden können.


Adrenalin:
Der Heartbeat-Trail in der Beatenbucht richtet sich an Fortgeschrittene. Technische Passagen, Tempo und Wurzelteppiche sorgen für einen Downhill-Ritt, der das Herz höher schlagen lässt - bikepark-thunersee.ch.


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23.06.2025
Text: Maxi Dickerhoff
Fotos: Markus Greber